Die erste belgische Erdbebenstation wurde ende 1898, dank Eugène Lagrange, einem Professor an der Königlichen Militärschule, in Ukkel erbaut. Das erste Seismometer war ein Dreikomponenten-Horizontalpendel, das von von Rebeur-Ehlert erfunden wurde und die Daten photographisch aufzeichnete. Er nahm sein erstes Erdbeben am 4. September 1988 auf. Er befand sich im speziell für seismische Beobachtungen unterirdisch angelegten Raum im Park des Königliche Sternwarte Belgiens, das 1890 vom Zentrum von Brüssel nach Ukkel umgezogen war. Die Station wurde am Observatorium gebaut, da es zu der Zeit der einzige ruhige Platz war, wo man die Uhrzeit mit großer Genauigkeit bestimmen konnte. Ernest Solvay war der groß Mäzen, der die Station komplett finanzierte, die daher sein privat Eigentum war. Die damaligen Monatsberichte trugen übrigens den offiziellen Namen : "Bericht der geophysikalischen Station von Ukkel (Ernest Solvay Station)".

Außerdem wurde Lagrange auch zum Delegierten der ständigen seismologischen Kommission ernannt, die 1899 gegründet wurde und sich im April 1901 in Straßburg traf. Während dieser Versammlung war Lagrange ein Mitglied der Kommission, die über die Befähigung der Versammlung entschied. Daraus entstand die internationale Gesellschaft für Seismologie, die heute den Namen IASPEI oder International Association of Seismology and Physics of the Earth’s Interior trägt.

Am 1. Januar 1904 bekam der Staat von Ernest Solvay das unterirdische geophysikalische Laboratorium geschenkt, der von dort an unter der Aufsicht des Observatoriums stand.

Im Juni 1906 wurden zwei schwere "Bosch-Omori" Horizontalseismometer, die von Bosch hergestellt wurden, sowie ein von Rebeur-Ehlert Dreikomponenten-Pendel installiert. Eine Feder, die auf ein Papier kratzte, das durch Rauch schwarz gefärbt worden war, diente der mechanischen Aufzeichnung der Beobachtungen.

Das Dreikomponenten-Pendel wurde ein für alle male am 13. März 1909 ersetzt und die schweren Pendel am 22. März 1911.

Im Jahre 1912 wurden die beiden Bosch Pendel ans Kolonialministerium gegeben und nach Elisabethville, heute Lubulbashi, im Kongo geschickt.

Im Jahre 1909 wurde das 1000 Kg schwere Wiechert Horizontalpendel in Betrieb genommen und 1910 das 1300 Kg schwere Wiechert Vertikalpendel. Diese beiden Geräte zeichneten die Bewegungen des Bodens auf, dank einer Feder, die auf einem schwarz gefärbten Papier kratzte.

Im Jahre 1911 wurde die Station mit zwei Galitzine Horizontalpendel ausgestattet, die über die erste elektromagnetische Vorrichtung verfügten mit der Erdbeben aufgezeichnet werden konnte. Dies war der Ausgangspunkt jedes modernen Systems. Während des Ersten Weltkrieges wurde, wegen eines Mangels an lichtempfindlichem Papier, nur die mechanische Aufzeichnung mit den Wiechert Seismometern fortgesetzt. Die anderen Geräte wurden erst wieder am 12. Juli 1919 benutzt.

Am 30. April 1930 ergänzte ein Galitzine-Wilip Vertikalseismometer die Station. Von 1910 bis 1945 wurden 9697 Erdbeben in Ukkel aufgezeichnet, davon 80 lokal. Das stärkste dieser Erdbeben war das vom 11. Juni 1938 in der nähe von Audenarde.

Die klassische Aufzeichnung durch die Galitzine und Wiechert Seismometer wurde bis 1962 fortgesetzt. Danach wurden die 3 Komponenten der Wiechert Seismometer dank mehrerer Papierstreifenschreiber mit Tinte aufgezeichnet. Dieses System veränderte jedoch sehr stark die Häufigkeitsantwort der Signale und war ungeeignet für lokale Erdbeben. Die Galitzine und Wiechert Seismometer wurden im Laufe der Siebzigerjahre überholt und 1973 durch drei langperiodische Sprengnether/Press-Ewing Seismometer ersetzt. Die Signale dieser Seismometer wurden gleichzeitig auf analoge Magnetbänder und mit Papierstreifenschreiber aufgezeichnet. Alle Daten wurden auf Mikrofilme gespeichert, die wegen ihrer schlechten Qualität für wissenschaftliche Zwecke nur schwer zu handhaben sind.

Alle historischen Geräte außer die schweren Bosch-Omori Pendel sowie alle Aufzeichnungssysteme befinden sich immer noch im Observatorium.

Nach dem Erdbeben von 1983 in Lüttich wurde das seismische Netz im April 1985 modernisiert. Die Station in Ukkel bekam ein kurzperiodischen Sprengnether S-10 Vertikalseismometer, dessen Signal mit dem von anderen Stationen sowohl analog auf neue Papierstreifenschreiber, die bis 1999 in Betrieb waren, als auch digital auf Magnetbänder registriert wurde. Für die Station in Ukkel brach somit die Zeit der digitalen Seismologie an.

Mit der Zeit beschäftigten sich die Seismologen auch mit der Zeitmessung der Aufzeichnungen. Im Jahre 1999 wurde eine neue Uhr installiert, die zuerst täglich und anschließend ab 1912 kontinuierlich mit dem Uhrzeitdienst des Observatoriums synchronisiert wurde. Seit 1984 werden DCF Empfänger benutzt, parallel zu GPS Empfänger, die ab 1998 in Betrieb genommen wurden. Im Jahre 1909 betrug die Genauigkeit 1 Sekunde und 1912 0,1 Sekunden. Heute verspricht der DCF eine Genauigkeit von einer Hundertstelsekunde und der GPS mehr als einer Tausendstelsekunde.

Da die Station in Ukkel auf einer weichen Sedimentschicht erbaut wurde, ist sie äußerst empfindlich gegen Vibrationen, die durch den Menschen verursacht werden. Durch die zunehmende Verstädterung und die Entwicklung der Industrien wurden die seismischen Messungen immer ungenauer. Deswegen wurde 1998 ein 140 Meter tiefes Loch gebohrt, in dem ein Seismometer direkt auf das Grundgestein platziert wurde. Das Signal-Rausch-Verhältnis wurde somit, je nach Frequenz, 10 bis 30 mal verbessert.

Schließlich wurde 2003 ein Beschleunigungsmesser zur Registrierung von starken Erdbewegungen im unterirdischen seismischen Laboratorium installiert.

Bis 1958 war die Station in Ukkel die einzige Erdbebenstation Belgiens. In den naheliegenden Ländern gab es bis in die Sechzigerjahre ebenfalls nur sehr wenige Stationen. Deswegen ist das seismische Archiv der Station in Ukkel äußerst wichtig und wird regelmäßig von Wissenschaftlern aus aller Welt benutzt.

Im Jahre 1958 wurde eine weitere Station im Geophysikalischen Zentrum von Dourbes installiert, das dort gerade vom Königlichen Meteorologischen Institut (K.M.I.) erbaut worden war.

Um zuverlässige Informationen über Erdbeben in Belgien und in den anliegenden Gebieten zu erhalten, mussten weitere Erdbebenstationen erbaut werden.

Die erste dieser Stationen wurde im Schieferbruch von Warmifontaine 150 Meter unter der Erde installiert. Sie wurde ausgerüstet mit einem kurzperiodischen Sprengnether Vertikalseismometer und zwei Sprengnether Horizontalseismometer mit mittlerer Eigenperiode. Diese Station war von 1964 bis 1970 in Betrieb und hat einige erstaunliche Aufzeichnungen von Erdbeben in Belgien gemacht.

Von 1967 bis 1972 wurde eine Erdbebenstation in den Kasematten von der Stadt Luxemburg benutzt, wo drei sogenannte Stuttgart Seismometer mit mittlerer Eigenperiode Erdbeben photogalvanometrisch aufzeichneten. Im Jahre 1975 wurde die Station in einer alten Mine in Walferdange verlegt. Heute gibt es noch drei Erdbebenstationen im Großherzogtum Luxemburg.

Während der Erhöhung der Gileppe-Talsperre hat das Ministerium für Bauwesen das Observatorium damit beauftragt die Explosionen, die durchgeführt wurden zu überwachen. Deswegen wurde dort eine Erdbebenstation im Oktober 1968 installiert, die mit einem kurzperiodischen Grenet Seismometer ausgestattet war und bis 1970 in Betrieb war. Nach den Bauarbeiten bat das Ministerium für Bauwesen das Observatorium darum die Erdbebenaktivität in der nähe der Gileppe-Talsperre und der Wesertalsperre zu überwachen. Daher wurde ein 130 Meter langer Gang in Membach gegraben, wo seit 1977 eine Erdbebenstation in Betrieb ist. Sie war zuerst mit drei kurzperiodischen S-10 Seismometern ausgestattet, die 1985 durch ein Mark-Product L4-3D Seismometer ersetzt wurden.

Im Jahre 1983 bestand das belgische seismische Netz aus vier Stationen: Ukkel, Dourbes, Walferdange und Membach. Die Seismometer zeichneten nur auf Papier auf, und es gab keinerlei telemetrische Verbindung für den Datentransfer nach Ukkel. Am 8. November 1983 verursachte ein Erdbeben mäßiger Magnitude Ml=5.0 in Lüttich einen Schaden in Höhe von 73 500 000 Euro. Dies führte zur Modernisierung und Entwicklung des belgischen seismischen Netzes.

Es wurde viel investiert und 1989 bestand das belgische Netz aus 15 Stationen, wovon 6 telemetrisch mit Ukkel verbunden waren und im Falle eines Erdbebens eine schnelle Datenverarbeitung ermöglichten. Zur gleichen Zeit wurden die meisten Geräte mit digitalen Registrierungssystemen ausgestattet, die die Dynamik des aufgezeichneten Signals deutlich verbesserte und somit die Verarbeitung und die Archivierung der seismischen Daten erleichterte.

In den Neunzigerjahren bemühte man sich das seismische Netz weiterhin zu verbessern und neue Geräte zu beschaffen. Der Erdbebenstation in Membach wurde besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt und machte sie somit zu einer der besten Stationen des belgischen seismischen Netzes. Zu den Geräten, die bereits dort waren, kamen ein Güralp und ein Wielandt-Streckeisen STS-1 Breitbandseismometer hinzu. Seit 1995 werden Messungen mit einem supraleitenden GWR Relativgravimeter ununterbrochen aufgezeichnet. Außerdem ist die Station in Membach, dank der regelmäßigen Messungen des FG5 Absolutgravimeters, der Bezugspunkt der Schwerkraft in Belgien. Im Jahre 2003 kam noch ein Beschleunigungsmesser dazu, was aus der Station von Membach einen der seltenen Orte macht, wo Erdbeben in einem breiten Frequenzbereich, von 100 Hz bis zu jahrhundertealte Tendenzen, gemessen werden können.

Das seismische Netz wurde weiter modernisiert. Die Aufnahmegeräte wurden erneuert und die meisten Stationen sind nun mit dem K.S.B. in Ukkel telemetrisch verbunden. Man neigt auch dazu das Netz nach und nach auszudehnen vor allem im Norden Belgiens, wo tiefe und daher teure Bohrungen vorgenommen werden müssen, um das Grundgestein unter den weichen Sedimentschichten zu erreichen.

Zurzeit zählt das seismische Netz zwanzig Erdbebenstationen. Parallel zum seismischen Netz wurde ein Netz von Beschleunigungsmessern im Jahre 1999 in Belgien installiert, das die starken Bewegungen des Bodens im Falle eines Erdbebens aufzeichnet.